29 Nov 2017

Kontakte nutzen statt ausnutzen – So verknüpfen Sie Ihr Aktivitätsnetzwerk neu

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„Gestatten, mein Name ist Bellenbaum – Mira Bellenbaum!“

MirabellenDie sogenannte James-Bond-Formel kennen Sie vielleicht aus Ratgebern zum Business Networking. Auf einem privaten Fest würden Sie sich nie so vorstellen, obwohl der Netzwerkgedanke für beide Bereichen gleichermaßen gilt. Networking im geschäftlichen Bereich empfinden einige als anstrengende Verstellung. Statt ausgewiesenen Power-NetworkerInnen gibt es Menschen, die weniger Zeit darauf verwenden, da der direkte Output jeweils schwer messbar ist. Dies ist jedoch jedem Networking inhärent, da es zunächst um das Geben geht, um Hilfe anzubieten und um kommunikative Investition. Manche kostet es zu viel Energie, jedes Mal ihre Schüchternheit hin zur Selbstpräsentation zu überschreiten. Netzwerken hat zwar mit Selbstbewusstsein zu tun, ist aber nicht mit Rampenlicht-Darstellung oder Inszenierungsstrategie gleichzusetzen. Bloßer Networking-Aktionismus á la „Sprich‘ doch ‚mal mit…“ oder „Du solltest dort Gesicht zeigen!“ schadet oft mehr als es bringt. Es motiviert Sie auch nicht zum Networking mit Freude und Selbstvertrauen. Dabei verfügt auch der unkommunikativste Mensch über ein Netzwerk – und meist kein kleines!

 

Übung: Das Netzwerk-Portfolio bewusst machen

Netzwerkwerk-BaumÜberlegen Sie sich ein Thema, das Sie mit Networking bearbeiten wollen. Das kann ein anstehender Jobwechsel, eine veränderte Familiensituation oder das Planen des kommenden Sommerurlaubs sein. Wichtig ist, das Thema einzugrenzen, da Sie ansonsten Netzwerkkontakte bemühen, die dafür nicht geeignet sind. Wie im Multiprojektmanagement besitzen Sie (potentielle) Netzwerke für unterschiedlichste Bereiche privat wie beruflich, manche Kontakte finden sich auch in mehreren Netzwerk-Portfolios. Fertigen Sie sodann eine Landkarte Ihres momentanen Netzwerks für das gewählte Thema an. Trennen Sie bewusst nicht zwischen beruflich und privat, Nutzen und Spaß oder sinnvoll und vermeintlich sinnlos. Nehmen Sie alle Ihre sozialen Interaktionen auf, die in einem nicht rein spontanen Rahmen wie z.B. durch ein zufälliges Treffen stattfinden. Unabhängig von Mitgliederanzahl, zeitlicher Dauer oder formaler Struktur gehört dazu die digitale WhatsApp-Gruppe genauso wie Familie oder alte Schulkumpels, mit denen Sie einmal jährlich eine Woche zum Rockfestival pilgern.

Blättern Sie dazu Ihren Kalender durch, und brainstormen Sie zunächst auf ein Schmierblatt, was Sie im letzten Jahr gemacht, mit wem Sie sich regelmäßig getroffen und was Sie an zukünftigen Zusammenkünften geplant haben. Malen Sie daraus Kreise auf einem DIN-A-3-Blatt oder einer großen Tafel, geben Sie ihnen einen Titel, und clustern Sie die wichtigsten Kontakte hinein. Diese bilden die Knoten Ihres Netzwerks (z.B. Job-Kollegen/innen, Hobby, Familie, (noch) unvernetzte Influenzer oder Multiplikatoren/innen etc.). Oft werden Personen wie enge Freunde/innen in mehreren Kreisen auftauchen. Das ist z.B. der Fall, wenn Sie sich mit beruflichen Kollegen/innen auch nach Feierabend privat treffen. Positionieren Sie inhaltlich verwandte Kreise beieinander, und verbinden Sie diejenigen mit einer Linie, die in direkter Beziehung zueinander stehen – etwa bei ähnlichen Personengruppen oder sich überschneidender Inhalte. Wie bei einer gebrauchten Strickjacke wird es viele Zwischenräume, Laufmaschen und selten ein einheitliches Muster geben.

Netzwerk-ClusterEin persönliches Netzwerk ist immer wild gewachsen und nicht im Karriere-Gewächshaus normgezüchtet. Stehen manche Kreise isoliert bzw. weisen wenige Verbindungslinien mit anderen auf, kann das den Grund haben, dass Sie dort bislang (bewusst oder unbewusst) keine Vernetzungen herstellen wollten. Möglich ist aber auch, dass Sie bestimmte Verknüpfungsmöglichkeiten noch nicht gesehen oder voll ausgeschöpft haben. Vielleicht finden Sie zufällig heraus, dass Ihre Konzertbegleitung sich mit genau der Programmiersprache auskennt, die Sie für Ihre geschäftliche Website einsetzen wollen. Oder in der Kantine erkennen Sie beiläufig, dass Ihr Arbeitskollege genau wie Sie gerne Squash spielt und Sie sich daraufhin zum Sport verabreden.

Vom Beruflichen ins Private geht es oft leichter als umgekehrt. Den Satz „Hey, dann lass‘ uns doch ‚mal nach Dienstschluss treffen!“ geht Ihnen leichter von den Lippen als im Bierzelt: „Du vertreibst wie ich Bioprodukte im Internet – wollen wir über eine Kooperation nachdenken?“ In beiden Bereichen geht es darum, Verbindungen herzustellen, die Sie als sinnvoll für sich ansehen. Dass man im Privatbereich niemals über Dienstliches spricht, gilt zu Recht als antiquierte Sichtweise.

 

Übung: Kreative Re-Vernetzung – nur scheinbar zufällig

RevernetzungSchreiben Sie von jedem Ihrer Kreise ein bis zwei Personen jeweils einzeln auf eine Karteikarte. Diese trägt neben dem Titel des Kreises und dem Namen der Person auch die für Sie wichtigsten Eigenschaften dieser Person. Das kann beispielsweise der Beruf sein, woher Sie diese kennen und was Sie mit ihr Positives verbinden. Erstellen Sie insgesamt maximal 25 Karten, mischen sie durcheinander und legen sie willkürlich gezogen in fünf 5er-Reihen untereinander. Was könnten die zufällig aneinander grenzenden jeweils miteinander zu tun haben? Wie könnten Sie diese Personen miteinander verbinden und damit Ihr Netzwerk ausbauen und intensiver nutzen?

Sie dürfen auch alle Karten wild durcheinander werfen und eine Person Ihres Vertrauens bitten, diese für Sie aufzuheben und willkürlich zu „ordnen“. Lassen Sie diese Person neue Vernetzungen rein assoziativ anhand Ihrer Informationen auf den Karten bilden, und besprechen Sie dies im Anschluss zusammen. Vernetzungsideen sind per se niemals abwegig. Zusammenarbeit entsteht oft (nur) dadurch, dass jemand den ersten Schritt macht, Gemeinsamkeiten entwickelt oder einen verrückten Vorschlag auf den Tisch wirft – so wie Ihre Karteikarten. Vergleichen Sie zuletzt noch einmal die ursprünglichen Kreise Ihrer Vernetzungslandkarte mit dem neu entstanden Netzwerk. Würden Sie diese im Anschluss funktional ändern und neue Kreise clustern? Dann los!

Stehtisch-KonversationDiese Übungssituation ähnelt derjenigen, wenn Sie sich am Stehtisch auf einem Networking-Event mit wildfremden Personen zum ersten Mal vernetzen – Wie finden wir schnell ein Thema, das alle miteinander verbindet, sodass nicht nur zwei miteinander sprechen und die anderen betreten lächeln!? Vielleicht haben Sie auch schon einmal eine Feier gegeben und ad hoc zwei Ihrer Freunde/innen sich gegenseitig vorgestellt oder ins Gespräch gebracht? Als gute/r Gastgeber/in ein Muss, aber manchmal gar nicht so einfach – Wenn Sie (wie oben) den Zufall nutzen, in Re-Vernetzungen denken und Möglichkeitsräume aufmachen, geht es leichter!